Pressemitteilung zum geplanten Pokalspiel gegen Preußen Münster
Stellungnahme zur Verwehrung der Ausübung des Heimrechts im Westfalenpokal gegen Preußen Münster seitens des Polizeipräsidiums Recklinghausen
Wie angekündigt, möchten wir uns zu der Entscheidung der Polizei Recklinghausen, uns die Austragung des Heimspiels gegen Preußen Münster zu verwehren ausführlich äußern.
Vorab möchten wir klarstellen, dass wir die Arbeit eines jeden Polizeibeamten schätzen und respektieren und die Bedeutung der Polizei als Exekutive unter keinen Umständen in Frage stellen möchten. Wir berufen uns allerdings ausdrücklich auf das im Grundgesetz verankerte Recht der freien Meinungsäußerung, dass die Polizei mit ihrer Arbeit schützt.
Im Folgenden möchten wir gerne auf die einzelnen Punkte des Polizeipräsidiums Recklinghausen eingehen, welche zur getroffenen Entscheidung geführt haben.
1. Bei der Spielpaarung handelt es sich um ein Traditionsduell, bei dem ein gesteigertes Interesse der Fanszenen an einem Besuch des Spiels besteht.
Es ist richtig, dass Erkenschwick gegen Münster ein traditionsreiches Duell ist, das von gesteigertem Interesse in der Fußballlandschaft Westfalens ist. Diese Duelle sind das, wovon der Fußball und die involvierten Vereine leben.
2. Aktuell wird davon ausgegangen, dass ca. bis zu 900 Zuschauer aus Münster zu dem Spiel anreisen werden. Darunter werden sich auch bis zu 150 Ultras, aber auch mehrere Personen mit bundesweitem Stadionverbot befinden.
Es ist richtig, dass Preußen Münster eine große und aktive Fanszene besitzt. Und auch wir in Erkenschwick haben (wenn auch wesentlich kleiner) eine aktive Fanszene. Stigmatisierungen gegen Teile von Personengruppen und kollektive (Vor)verurteilungen lehnen wir jedoch gänzlich ab. Unserer Ansicht nach stellt jemand der Teil einer Ultragruppierung oder aktiven Fanszene ist, nicht gleichzeitig pauschal eine Gefahr da. Zuschauer im Stadion sind ein Querschnitt durch die Gesellschaft und entsprechend wird auch bei einem solchen Spiel eine kleine Personengruppe anwesend sein, die ein sicherheitsrelevantes Risiko darstellt. Diese Risiken einzudämmen ist unserer Auffassung nach der Auftrag der Polizei (selbstverständlich unter Beihilfe der involvierten Vereine ).
3. Auf Grund der Länderspielpause im regulären Ligaspielbetrieb, ist die Teilnahme von Fans – auch mit Risikopotential – von traditionsreichen Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga wahrscheinlich. Untereinander stünden sich diese Personen / Angehörige von Fangruppierungen, feindschaftlich gegenüber, was zu einer Erhöhung des Risikopotentials führt.
Wir halten diesen angebrachten Punkt für stark konstruiert. Unserer Ansicht nach ist die Länderspielpause kein Ausschlusskriterium, sondern ein positiver Faktor bei der Bewertung der Sicherheitslage. Ein spielfreies Wochenende in den Profiligen bedeutet schließlich auch, dass eben keine Polizeikräfte an anderen Spielorten im Ruhrgebiet gebunden sind an diesem Tag.
Das Fans anderer Vereine ausgerechnet ein Spiel zwischen Erkenschwick und Münster nutzen, um eine Gewaltorgie zu feiern, halten wir für an den Haaren herbeigezogen. Zum einen haben verfeindete Fangruppierungen diverser Ruhrgebietsvereine 24/7 die Möglichkeit sich für gewalttätige Auseinandersetzungen zu verabreden (und zwar ohne die Anwesenheit der Polizei!) und zum anderen gibt es keinerlei Vorkommnisse solcher Art bei Spielen unserer Spielvereinigung, welche eine solche gewagte These stützen könnten. Richtig ist, dass es Kontakte zwischen der Münsteraner und der Bochumer Ultraszene gibt. Auch hier distanzieren wir uns jedoch ausdrücklich von einer kollektiven Vorverurteilung einer Fangruppierung, welche ihre Freunde zu einem Fußballspiel begleitet. Auf Erkenschwicker Seite gibt es im übrigen logischerweise keine solchen Fanfreundschaften zu irgendwelchen Profivereinen.
4. Die Anreise der Gästefans würde auf Grund der fehlenden direkten Bahnverbindung nach Oer-Erkenschwick fast ausschließlich individuell mit Pkw und Neunsitzern erfolgen. Eine Fanbegleitung wäre somit erheblich erschwert
.
Wir haben bei dem Termin mit der Polizei Recklinghausen dargelegt, dass wir zusammen mit Vertretern der Stadt Oer-Erkenschwick ein Parkplatzkonzept erarbeitet haben, dass sowohl Busbesatzungen als auch mit PKW-anreisenden Personen ein gefahrenloses Parken an Drittorten ermöglicht, von denen auf Kosten des Vereins, ein Shuttleservice zum Gästeblock des Stadions angeboten werden würden. Dieser Vorschlag wurde jedoch seitens der Polizei nicht mal zur Diskussion freigegeben. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich im Übrigen nur knapp 5,7 Kilometer von unserem Stadion entfernt. Dies ist auch in vielen anderen Städten aus dem Profifußball Bereich nicht unüblich. Dementsprechend müssen wir auch hier leider feststellen, dass eine sorgfältige Auseinandersetzung mit der Situation und der Infrastruktur, insbesondere im Vergleich zu anderen Standorten, wo regelmäßig Fußballspiele mit weitaus mehr Zuschauern stattfinden, nicht stattgefunden zu haben scheint.
5. Die baulichen Veränderungen im Stadion waren notwendig, um den Anforderungen an die laufende Oberligasaison gerecht zu werden, wo mit Zuschauerzahlen von 500 bis 1000 Besuchern zu rechnen ist. Die baulichen Maßnahmen sind jedoch aus hiesiger Sicht nicht als ausreichend anzusehen, wenn man von einem Fanpotenzial von etwa 1000 Gästefans und einer Gesamtzuschauerzahl von 4000 bis 5000 Personen ausgeht.
Wir haben vor der Saison zusammen mit der Stadt keine Kosten und Mühen gescheut, um die Vorgaben der Polizei umzusetzen. Es wird angeführt, dass dies für den Betrieb in der Oberliga nötig war, allerdings nicht ausreicht für „größere“ Spiele. Wir können nicht mehr tun als diese Einschätzung hinzunehmen. Jedoch werfen sich doch einige Fragen auf. Blickt man auf viele Konkurrenten aus unserer Liga und die dortigen Gegebenheiten, dann wird völlig offensichtlich dieser Maßstab nur bei uns und nicht an anderen Standorten angewendet, wo Fußballspiele zum Teil auf Trainingsplätzen ohne Spielfeldabgrenzung und abgetrennten Zuschauerbereichen stattfinden.
Uns ist bewusst, dass das Stimberg Stadion kein moderner Hochsicherheitstempel ist und doch haben wir eine Spielstätte mit einem Fassungsvermögen von nahezu 14.000 Zuschauern, getrennten Zugängen, getrennten Bereichen und sonstigen sicherheitsrelevanten Merkmalen. Ebenfalls waren wir bereit im Stadion eine private Sicherheitsfirma in starker Mannesstärke am besagten Spieltag einzusetzen. Hierzu lautete die Aussage der Polizei, dass diese nicht gut genug ausgebildet ist. Selbige Sicherheitsfirma begleitet im Übrigen die Heimspiele von Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf. Für solche Anforderungen reicht die Ausbildung scheinbar, für Erkenschwick leider nicht.
Man muss sich die Frage stellen: Wenn ein solches Spiel nicht in Erkenschwick stattfinden kann, in welchem anderen Stadion ist dies dann möglich? Und was bedeutet das eigentlich für den Westfalenpokal?
6. Letztlich ist noch die Gruppierung der „AltenGarde“ zunennen. Das unvorhersehbare, erlebnis- und gewaltorientierte Verhalten bei Auswärts- und auch Heimspielen ist nicht kalkulierbar. Übergriffe auf Polizeibeamte, wie zuletzt beim Spiel gegen den Traditionsverein SG Wattenscheid 09 zeigen, dass das Gewaltpotential weder durch Verantwortliche des Vereins, noch durch die Polizei voraus gesagt werden kann. Der Versuch der Einflussnahme auf die Begegnung – in welcher Form auch immer – ist erwartbar.
Wie oben bereits erwähnt ist uns bewusst, dass auch auf Erkenschwicker Seite durchaus Klientel vorhanden ist, dass von den Sicherheitsbehörden als problematisch eingestuft wird.
Wir haben jedoch in den vergangenen Wochen und Monaten viele Hebel in Bewegung gesetzt und ein Stadionverbot für diese Gruppierung ausgesprochen. Dies bedeutet, dass sich diese Personengruppe bei einem Heimspiel gegen Münster unserem Stadionumfeld nicht mal nähern dürfte und somit gut zu kontrollieren wäre. Da bundesweite Stadionverbote in der Oberliga nicht ausgesprochen werden können, wird diese Gruppierung nun völlig problemlos nach Münster reisen können und stellt somit ein wesentlich höheres Risiko für die Sicherheitsbehörden da. Dieser Logik können wir beim besten Willen nicht folgen.
Schlussstatement:
Für uns als Verein bedeutet der Entzug des Heimrechts massive Einschnitte im wirtschaftlichen als auch perspektivischen Bereich, die sehr schmerzen.
Es ist die Aufgabe der Polizei, eine Einschätzung der Sicherheitslage abzugeben, das respektieren wir absolut. Wir hätten uns allerdings wesentlich mehr Bereitschaft für einen Diskurs und eine alternative Lösung gewünscht. Im Ablauf fühlen wir uns vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne eine Chance der Einflussnahme.
An unsere Fans möchten wir folgende Worte richten:
Wir verstehen den Unmut und den Ärger (es geht uns nicht anders). Wie auch immer dieses Spiel nun ausgetragen wird, möchten wir den Appell an euch richten, uns als Verein und unsere Jungs sportlich zu unterstützen. Ein Boykott des Spiels lässt den wirtschaftlichen Schaden nur noch größer werden und unsere Mannschaft hat sich den Support durch ihre großartigen Leistungen, die uns ein solches Spiel überhaupt erst ermöglicht haben, redlich verdient. Feuert unsere Jungs an und verhaltet euch vorbildlich.
Wir werden immer alles für unseren Verein tun und die Interessen eines jeden Schwickers vertreten.
Der Vorstand der Spielvereinigung Erkenschwick 1916 e.V.